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Route 10: Westmecklenburg
Musische Schlossgärten
Freilichtmuseum Mueß
Ein erster Überblick

Ein Blütenreigen und der Bass der Hummeln locken in die am Schweriner See gelegenen Gärten des Freilichtmuseums. Alle Bauten sind Teil des alten Dorfes Mueß und teilweise seit dem 17. Jahrhunderts an Ort und Stelle erhalten. Auf den Streuobstwiesen zwischen den Häusern beugen sich im Herbst malerisch die fruchtbeladenen Zweige alter regionaler Obstsorten wie der Pastorenbirne oder des Mecklenburgischen Königsapfels. Pflanzenfreunde finden im Kräutergarten von Alant bis Ysop traditionell verwendete Arten. Besonderen Charme verströmt der Dorfschullehrergarten an der Dorfschule (um 1840) mit seinen alten Nutzpflanzensorten wie der Krögerschen Stangenbohne. Er wurde in den letzten Jahren modellhaft nach einem Plan von 1888, den der Lehrer E. Gang damals als Idealgarten für eine Dorfschule entwickelte, mit viel Detailliebe angelegt. Im 19. Jahrhundert oblag es nach landesherrlichem Willen nämlich auch den Lehrern, das Wissen über Obstbaumzucht, Bienenzucht, Seiden- und Gartenbau zu mehren.
Das Freilichtmuseum entsteht
Fast alle Gebäude des Freilichtmuseums gehören zum alten Dorf Mueß und sind hier an Ort und Stelle erhalten. Die ältesten Gebäude stammen dabei aus dem 17., die neuesten aus dem 19. Jahrhundert. Das erste Gehöft mit niederdeutschem Hallenhaus, Scheune und Hofanlage wurde bereits 1970 als „Museumshof“ vor den Toren Schwerins eröffnet. Dieses erste Gebäude des Museums aus der Zeit um 1650 steht mit seinem tief gezogenen Reetdach gegenüber der Büdnerei, in der sich heute der Museumseingang und der Museumsladen befinden.

Seither wurde das Museum kontinuierlich auf 7,5 Hektar erweitert. Zu den interessanten Gebäuden gehören neben Bauernhäusern, Armenkaten und Scheunen auch eine Schmiede, die Dorfschule und der Kunstkaten mit seinen wechselnden Ausstellungen. Zu allen Gebäuden gehörten einst auch Gartenanlagen, die zukünftig nach historischen Vorbildern gestaltet werden sollen.
Der Dorfschullehrergarten
Der Dorfschullehrergarten an der alten Mueßer Dorfschule von 1840 zeigt modellhaft einen Idealgarten, wie ihn sich der Lehrer E. Gang im späten 19. Jahrhundert an Landschulen vorstellte.Ursprünglich waren die Dorfschulen nur sehr einfach ausgestattet. Das Schulniveau besserte sich erst allmählich, als ab 1833 auch die Dorfschulen mit Absolventen der Lehrerseminare besetzt wurden. Die Lehrer wurden jedoch schlecht bezahlt und ein Teil ihrer Besoldung bestand aus Naturalien, zu deren Abgabe die Dorfbewohner verpflichtet waren. So war es üblich, dass auch ein Garten an der Dorfschule die Kost des Lehrers bereicherte.

Es ist belegt, dass es auch in Mueß unmittelbar an der Schule einen Garten gab, jedoch ist seine genaue Gestaltung unbekannt. So wurde die Gelegenheit ergriffen, hier einen Idealgarten nach der Beschreibung in einer Artikelserie von 1888 anzulegen. Dieser Garten besitzt sortenreiche Gemüse- und Staudenbeete, einen Obstbaumgarten mit Bienenschauer und eine Maulbeerhecke für die Seidenraupenzucht. Er zeigt neben einer erstaunlichen Pflanzenvielfalt zugleich die herrschaftlichen Bestrebungen der damaligen Zeit, den noch wenig verbreiteten Obstbau sowie die Honig- und Seidenproduktion im Lande anzukurbeln.
Heute sind im Mueßer Dorfschullehrergarten eine Vielzahl unterschiedlichster Gemüsesorten, darunter auch einige ungewöhnliche regionale alte Sorten zu finden. Hierdurch hilft das Museum mit, die Nutzpflanzenvielfalt zu erhalten.

Die Krögersche Stangenbohne
Im Mueßer Freilichtmuseum wird beispielsweise die Krögersche Stangenbohne angebaut. Dies ist eine besonders ursprüngliche Bohne mit gelben Hülsen und kleinen weißen Samen mit aromatischem Geschmack. Auch bildet sie keine Fäden aus und kann dadurch sehr spät geerntet und verwendet werden. Nach Meinung von Frau Kröger, aus deren Garten in Strohkirchen bei Moraas die auch als „Türkische Erbse“ bezeichnete Bohne stammt, „sünddat de besten Bohnen för Bohn, Birn un Speck“, eine norddeutsche Spezialität. Schon seit 1850 wurde die Bohne bei der Familie angebaut und von Generation zu Generation weiter gegeben, bis sie 1997 dem Museum angeboten wurde. Hier wird die alte Sorte erhalten und weiter kultiviert.
Die Schalotten werden gesteckt
Ein weiteres Beispiel für die Erhaltung alter Sorten sind die Zwiebeln. Der "Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt" hat die Gattung Allium zum Gemüse des Jahres 2013 auserkoren. Im Mueßer Museumsgarten werden zu diesem Anlass die Schalotten als Vertreter dieser Gattung ins Blickfeld gerückt.

Die Schalotten, die in Mecklenburg auch als „Eschlauch (Aeschlook)“ bekannt sind, werden in vielen Sorten in den Gärten des Museums angebaut. Der regionale Name geht dabei auf die antike Stadt Ashcalon am Mittelmeer zurück, deren Bewohner regen Handel im östlichen Mittelmeer trieben. Schon aus dem ersten Jahrhundert nach Christus sind Aufzeichnungen über die Schalotte als wichtigstes Exportgut überliefert. Den Weg ins nördliche Europa fand diese Spezies der Zwiebel im Gepäck der heimkehrenden Kreuzritter. Durch ihre Herkunft aus dem warmen Mittelmeerraum können Schalotten auch nur über Tochterzwiebeln vermehrt werden, da die kurze Vegetationszeit in unseren Breiten den Samen der Pflanze nicht zum Ausreifen bringt. Werden die kleinen Zwiebeln im März gesteckt, bilden sich bis zum Sommer fünf bis sieben Tochterzwiebeln, die etwas früher erntereif sind als die Küchenzwiebeln und so schon zeitig den Speiseplan bereichern. Im Mueßer Museumsgarten werden alljährlich neben vielen anderen Zwiebeln auch Schalotten aus Crivitz und eine weitere Landsorte aus Plate kultiviert. Über Generationen weitergegeben, sind derartige Familienschätze lebendiges Kulturgut. Das Museum ist immer auf der Suche nach solchen Besonderheiten und freut sich über Neuzugänge.

Die Streuobstwiesen und der Kräutergarten
Auf den Wiesen des Museums stehen alte Obstsorten, die nur noch selten andernorts zu finden sind. Zu den Äpfeln gehört beispielsweise die Sorte ‘Roter Eiserapfel‘ mit vielen kleinen dunkelroten Früchten, die in Deutschland schon seit 1500 bekannt ist. Die Früchte dieses Apfels reifen spät und sind lange lagerfähig. Dies sind Eigenschaften, die in früheren Jahrhunderten wichtig waren, als die Versorgung noch überwiegend regional vonstatten ging und die Bevorratung das Einlagern der Feldfrüchte für einen langen Winter vorsah.
Eine ähnliche Sorte ist ‘Purpurroter Cousinot‘, der seit dem 16. Jahrhundert bekannt und auch als Weihnachtsapfel bezeichnet wird, da seine Genussreife erst im Dezember und Januar liegt.
Am Rundweg liegt, in seinem Rücken durch einen traditionellen Flechtzaun geschützt, ein kleiner Kräutergarten. Hier gedeihen insbesondere wildwachsende Nutzpflanzen, die früher am Gartenzaun, am Wegesrand oder die in der Landschaft gesammelt wurden. Sie fanden ihre Verwendung in der Küche, bei der Heilung von Krankheiten oder beim Färben. Auch der eine oder andere Zauber wird ihnen nachgesagt. Darunter sind Baldrian, Odermennig, Beinwell und Bohnenkraut genauso wie Färberwaid, Liebstöckel, Weinraute oder Wintermajoran.
Adresse
Alte Crivitzer Landstraße 13
19063 Schwerin
Telefon
0385–20841-0
Öffnungszeiten
Osterwochenende bis Ende September: 10 bis 18 Uhr.
Im Oktober 10 bis 17 Uhr
Erwachsene: 5,00 EURO
ermäßigte Einzelkarte: 3,50 EURO
Kinder bis 6 Jahre: frei
Kinder vom 7 bis zum 17. Lebensjahr: 2 EURO
Familienkarte für 2 Erwachsene inkl. Kinder (unter 18 Jahre): 10,00 EURO
Anreise
am Museum
Schwerin Mitte, ca. 7 km
Serviceinformationen
(teilweise)
Angebote
Gastronomie
Gärtnereien & Läden
Läden:
Museumslädchen im Freilichtmuseum Schwerin-Mueß
Freundeskreise und Fördervereine
Klöndör e.V. c/o Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß